Geschichte
Die Schützengesellschaft Wittenbach ist im Besitze eines sehr gut erhaltenen Handbuches aus dem Jahre 1759.
Im Jahre 1759 hat Hans Balthasar Gerster, Hofrichter und Kriegshauptmann im Oedenhof, ein "Handbuoch der Löblichen Schützengesellschaft der Gemeindt Wittenbach" mit Verzeichnis der Hochzeitsgoben, Schützenordnung und Amtsleuten, niedergeschrieben. Der Niederschrift, teils übersetzt durch +Huber Sales, Dorfschullehrer in Wittenbach, ist zu entnehmen, dass "schon von unsern Altvordern seit urdenklichen Jahren hier ist geübet worden, auch mehrenteils alle drei Jahr die Hochzeitgaben sind ausgeschossen worden, somit das junge und gemeine Volk im Militär und Kriegsordnung bestmöglich ist eingerichtet worden. Es sei wie man noch wisse, bei den Tavernenwirtshäuser Ochs zu Hofen, zu Unterlöhren, auf dem Hof zu Wiesen, auf dem Holliberg, jetz dermalen zu Bächi, geschossen worden und wie einige dafür halten, schon über 200 Jahre wie heutzutage das Schiebenschiessen in Wittenbach ist geübet worden. Es sei deshalb von den Herren Schützen-Beamteten ratsam und löblich bestimmt worden, ein eigenes Buoch zu verordnen, damit die dies überleben, keinen Zweifel hegen, dass alles richtig und mit Biederleuten sei abgehandelt worden".
Ganz konkret wird im Handbuch der 25. Herbstmonat 1758 erwähnt. Gemäss Ueberlieferung wurde damals in Wittenbach, zu Oberbächi, beim Tavernenwirtshaus des Hans Ulrich Scheer, das erste Mal auf Scheiben geschossen. Insgesamt haben 39 namentlich aufgeführte Personen am Anlass teilgenommen. Die Kosten beliefen sich auf drei Kreuzer pro Teilnehmer. Am 8. Weinmonat des gleichen Jahres wurde erneut auf Scheiben geschossen. An diesem Schiessen nahmen bereits 53 Schützen teil. Es bestehen somit absolut keine Zweifel, dass im Jahre 1758 in Wittenbach auf Scheiben geschossen wurde.
In späteren Jahren, traten die Schützen der "Schützengesellschaft der Gemeindt Wittenbach" als Feldschützen Wittenbach auf. Unterlagen aus dieser Zeit wurden leider bei einem Kanzleibrand vernichtet.
Im Jahre 1873 wurde in Wittenbach ein weiterer Schiessverein, der Militärschützenverein, gegründet. Grund war vor allem die vom Bund vorgesehene neue Militärorganisation die 1874 die obligatorische Schiesspflicht brachte. Die damaligen Feldschützen Wittenbach wollten ihre Schiessübungen jedoch ohne Zwang selbst bestimmen.
Nach 60-jährigem Bestehen der Militärschützen gelangte der Vorstand derselben im Jahre 1933 mit einem Schreiben an die Feldschützengesellschaft Wittenbach mit der Anfrage einer Fusion der beiden Vereine. Es folgten zähe Verhandlungen. Beide Vereine wollten an ihrem Vereinsnamen festhalten. Nach langen, zähen Verhandlungen war es am Samstag, 06. Juni 1936, 2000 Uhr, im Rest. Rössli, Kronbühl, soweit. Man einigte sich 1-stimmig auf "Schützengesellschaft Wittenbach". Ein wichtiger Faktor war dabei, dass im Titelblatt der "Statuten der Schützengesellschaft Wittenbach", die Bemerkung "gegründet im Jahre 1758" beigefügt wurde. Mit dieser Ergänzung sollte auch in den Statuten der damals bald 200-jährige Bestand eines Schiessvereins und die damit verbundene Pflege des Schiesswesens in der Gemeinde zum Ausdruck gebracht und insbesondere auch das in damals 22 Jahren zu begehende Jubiläum, vor der Gefahr in Vergessenheit zu geraten , bewahrt werden. Den Vorsitz führte der langjährige Feldschützen-Präsident Max Schetter, Schmiedemeister und Gemeinderat. Im Bereich der Vereinsvermögen und Namensgebung unterstützte ihn Ernst Gross, St. Gallen, 1937 - 1942 Präsident des Kantonalschützenvereins. Bedingt durch die intensive Bautätigkeit in der Gemeinde Wittenbach kam die Schiessanlage Bächi immer näher an das angrenzende Wohngebiet zu liegen. Es kam deswegen häufiger zu Reklamationen wegen dem Schiesslärm. Mit Hinblick auf die neue Lärmschutzverordnung und das auslaufende Ueberschiessrecht wurde bereits im Jahre 1991 nach einem neuen Standort gesucht. Nachdem intensive Verhandlungen mit den Nachbargemeinden für eine gemeinsame Schiessanlage auf dem Truppenübungsplatz in Bernhardzell an deren Veto scheiterten, konnte im Erlenholz, auf dem Gelände der Jagdschiessanlage des St. Gallischen Jägervereins Hubertus, ein idealer Standort gefunden werden. Vorteil dieser Variante war, dass in der Gemeinde nicht mehr an zwei, sondern nur noch an einem Ort und zwar mehrheitlich gleichzeitig, geschossen wird. Im Jahre 1995 wurde das Projekt für den Neubau erarbeitet. Ein heftiger Abstimmungskampf entbrannte. Gegner und Befürworter belasteten die Tagespresse mit nicht enden wollenden Leserbriefen. Nebst Plakataktionen wurden in der Oeffentlichkeit teils heftige Diskussionen geführt und versucht, je nach "Lager", eine Meinungsänderung zu erzielen. Manch einer stellte sich die Frage, welche Seite, pro oder kontra, kann mehr Stimmen für sich vereinigen. Entsprechend ging es dann auch an der denkwürdigen Bürgerversammlung im Mai 1996 in der vollbesetzten Aula des Oberstufenzentrums Grünau zu und her. Die Schiessplatzverlegung wurde dann aber mit 2/3 Mehrheit gut geheissen. Zum guten Ergebnis haben vor allem die Dorfvereine beigetragen.
Mit diesem demokratischen Entscheid konnten sich jedoch nicht alle anfreunden. Erst mit Entscheid des Bundesgerichtes im Jahre 2002 konnte am Dienstag, 10. Juni 2003 der Spatenstich für den Neubau der 300m-Schiessanlage im Erlenholz in Wittenbach erfolgen. Nach umfangreichen Frondienstarbeiten wurde der Schiessbetrieb am 12. März 2004 im Erlenholz aufgenommen. Am 12. Juni wurde die Schiessanlage offiziell eröffnet und einem breiteren Kreis Interessierter zugänglich gemacht. Am Standweihschiessen im August des gleichen Jahres nahmen 1355 Schützen teil. Wir dürfen uns heute glücklich schätzen, in einer grosszügigen und modernen Schiessanlage beheimatet zu sein.
Die Schützengesellschaft Wittenbach führt jährlich einen Jungschützenkurs durch. Der Vorstand ist bestrebt, junge Schützen auszubilden und in den Verein aufzunehmen. Wir Wittenbacher Schützen haben ein umfangreiches Jahresprogramm. Jährlich nehmen wir an 30 - 40 Schiessanlässen teil. Seit dem Eidg. Schützenfest 1995 in Thun, wir erreichten mit 51 Teilnehmern in der II. Kat. den 41. Rang, bestreiten wir die Vereinswettkämpfe in der I. Kat.
In den letzten Jahren kam der Schiesssport immer mehr "unter Beschuss". Nicht alle zeigen Verständnis für diesen Sport und die Sportgeräte. Zeigen wir, dass wir für uns selbst und für unsere Mitmenschen Verantwortung übernehmen, führen Junge in den Schiesssport ein, erhalten wir den Schiesssport als Breitensport für Jung und Alt.